VERLAGERUNG DER DROGENSZENE IN OBERHAUSEN.
Suchthilfe „Forum St. Johannes“
Die Suchthilfe-Angebote am Helmut-Haller-Platz und rund um den Oberhauser Bahnhof reichen nicht mehr aus, um den steigenden Herausforderungen, die eine offene Drogenszene von bis zu 300 kranken Menschen bedingt, gerecht zu werden. Schon jetzt sind die Verhältnisse mitunter dramatisch.
Die Stadt Augsburg unter der Federführung des Ordnungsamts hat ein Konzept entwickelt, die den Schwerpunkt zu verlagern und den Menschen an einem neuen Standort eine bessere Infrastruktur zu bieten und sie besser zu versorgen.
Die Aktionsgemeinschaft Oberhausen ist geschlossen der Meinung, dass den Suchtkranken geholfen werden muss. Das Konzept der Stadt Augsburg fokussiert sich auf die Räumlichkeiten und Flächen der Kirche St. Johannes bzw. des Pfarrhauses.
Warum das aus Sicht der anwohnenden Familien, Geschäftsinhabern und Eigenheimbesitzern keine gute Lösung für das Quartier und für die betroffenen Menschen ist, lesen Sie im Folgenden.

WESENTLICHE ARGUMENTE GEGEN ST. JOHANNES.
Der Standort An Sich
- Der Standort befindet sich in einem Wohngebiet (im Gegensatz zu der Einrichtung in der Stadt Essen, die als Muster diente, sich aber in einem weit überwiegend gewerblich geprägten Randgebiet befindet; darüber hinaus hinkt der Vergleich, da das Konzept in Essen ganz wesentlich auf dem in der Einrichtung befindlichen Drogenkonsumraum basiert).
- Es befinden sich zahlreiche Schulen, Kindergärten und Kitas, in unmittelbarer Umgebung – mit die höchste Dichte an Schulen/Kitas in Augsburg. Am Friedensplatz befinden sich zwei große Kirchen (die katholische Kirche St. Joseph mit dem aufwendig neu gestalteten Archiv des Bistums und die evangelische Kirche St. Johannes) mit entsprechender Infrastruktur und unterschiedlichen aktiven Nutzungen. Im Umfeld leben viele Familien mit Kindern, aber auch Senioren. Dieses Umfeld widerspricht den klaren Handlungsempfehlungen von Experten, z.B. des Forschungsverbunds DRUSEC (Drugs and Urban Security) für Städte mit offenen Drogenszenen und Drogenkonsumräumen. https://www.uni-frankfurt.de/95296258/DRUSEC_Handlungsempfehlungen_Deutschland_offene_Szene_final.pdf
- Der Bereich um den Friedensplatz bildet das wesentliche Zentrum/„Herz“ von Oberhausen. Die Wertachbrücke wiederum ist ein zentraler Verkehrsnotenpunkt mit zwei Straßenbahnlinien und hohem Passagieraufkommen. Der gesamte Bereich zeichnet sich durch seine exponierte Lage und insbesondere eine starke Wahrnehmbarkeit/Visibiltät aus, gerade durch seine Verkehrswege in und aus der Innenstadt. Die Donauwörther Straße ist eine der viel- und schnellbefahrensten Straßen und bietet dementsprechend hohe Gefahren, nicht zuletzt für die Süchtigen selbst. Es ist mit erheblichen Beeinträchtigungen des Straßen- und ÖPN-Verkehrs zu rechnen.
- Nachdem der im Rahmen eines Pilotprojekts angestrebte Drogenkonsumraum endgültig durch die bayerische Staatsregierung abgelehnt wurde, ist das tragende Prinzip der geplanten Einrichtung, nämlich, dass sich die Süchtigen weitestgehend innerhalb der Einrichtung aufhalten und dadurch der öffentliche Raum entlastet wird, nicht umsetzbar. Eine erhebliche Belastung des öffentlichen Raums ist durch den zwangsläufig außerhalb der Einrichtung stattfindenden Konsum unumgänglich. Daher ist es absehbar, dass zahlreiche Orte und Begegnuingstätten, die für viel Geld hergestellt und gut angenommen wurden, der Öffentlichkeit zugunsten der Süchtigen entzogen werden, u.a. Friedensplatz, Schöpplerpark, Haltstelle Wertachbrücke, Hettenbachpark).
- Der Standort wiederspricht den klaren Festsetzungen der Stadtplanung, u.a. den Vorgaben aus dem vom Stadtrat 2010 beschlossenen (Beschluss vom 29.04.2010) und 2023 fortgeschriebenen (Beschluss vom 23.03.2023) integrierten Handlungskonzept „Oberhausen-Mitte“ und den Vorgaben aus den beiden Sanierungsgebieten Oberhausen Nr. 7, „Flurstraßenviertel” und Oberhausen Nr. 10, „Hettenbachviertel”. Die positive Stadtteilentwicklung, insbesondere ausgehend vom Gebiet „Rechts der Wertach“ (u.a. neues Leonardo Hotel als größten Hotel Augsburgs, Sanierung von Häusern in der Wertachstr., Neuansiedlung von Geschäften und Restaurants in der Wertachstr.) wird jäh unterbunden. Eine große Investition auf dem Areal des Modehaus Jung, welche u.a. Wohnbebauung, einen Supermarkt, Bäcker, Gastronomie, weiteres Gewerbe, Büros, Ärzte uvm. vorsieht, viele Arbeitsplätze schaffen würde, und prägend für die Entwicklung des gesamten Stadtteils wirken könnte, wird akut gefährdet.
- Die Einrichtung ist als zentrale Großeinrichtung der Suchthilfe geplant, die erstmals alle beteiligten Komponenten unter einem Dach vereinen soll. Ein derzeit ansatzweise dezentrales Konzept der Suchthilfe mit Lastenverteilung wird zugunsten einer Zentralisierung an der Wertachbrücke aufgelöst. Insofern ist mit einer erheblichen Sog-/Schwammwirkung auch über die Grenzen Augsburgs hinaus zu rechnen. Experten haben sich wiederholt für eine dezentrale Lösung ausgesprochen. Diese wird in anderen Städten erfolgreich umgesetzt, z.B. in Zürich.
- Das Gebiet ist durch einen sehr hohen Migrationsanteil (bis zu 80%) geprägt. Konflikte bis hin zur Selbstjustiz durch etablierte Parallelgesellschaften mit völlig anderem Menschenbild und kulturellem Hintergrund sind nicht auszuschließen.
- Derartige Suchhilfeeinrichtungen für schwerstsuchterkrankte Menschen sind im Gegensatz zum Konsum von Cannabis gesetzlich nicht bzw. kaum geregelt. Vergleicht man den Konsum harter Drogen (Heroin etc.) mit dem Konsum sog. „weicher“ Drogen (Cannabis) und den hierfür gesetzlich vorgeschriebenen „Bannmeilen“ um schutzbedürftige Einrichtungen, führt dies zu dem absurden Ergebnis, dass der Konsum von Cannabis in einigen Bereichen um die Einrichtung strafbar ist, der Konsum harter Drogen, etwa Heroin, am exakt selben Ort, aber nicht, obwohl der Konsum harter Drogen unbestritten noch deutlich erheblichere Auswirkungen auf den öffentlichen Raum hätte.
- Gespräche, welche mit den betroffenen suchterkrankten Menschen selbst geführt wurden, haben ergeben, dass diese ihren derzeitigen Treffpunkt am Oberhauser Bahnhof ohnehin nicht dauerhaft verlassen werden. Sie haben hier ihre „Heimat“, ihren „Mittelpunkt“ und „fühlen sich hier wohl“ (Originalzitate aus den Gesprächen). In Bahnhofsnähe findet die Szene alles an Infrastruktur, was sie braucht. Nicht umsonst hält sich die Suchtszene in allen größeren Städten in unmittelbarer Nähe zu Bahnhöfen auf. Wieso sollte in Augsburg gelingen, was noch nirgends gelungen ist?
Zusammenfassend bestehen die Befürchtungen, dass
- …ein zweiter Brennpunkt zusätzlich zum Oberhauser Bahnhof bzw. Helmut-Haller-Platz entsteht, da sich die Betroffenen weiterhin auch dort aufhalten werden. Insofern ist auch von einem Pendelverkehr der Süchtigen zwischen den beiden Standorten und einer damit verbundenen weiteren Abwertung des gesamten Stadtteils auszugehen.
- …positive Entwicklungen an der Wertachbrücke beendet bzw. nicht weiterverfolgt werden und somit der gesamte Stadtteil sich nicht weiterentwickelt bzw. zurückgeworfen wird.
- …die Probleme nicht – wie von Seiten der Verantwortliche mehrfach zutreffend ausgeführt – „dort gelöst werden, wo sie schon sind“ (u.a. Ordnungsreferent Pintsch), sondern ein weiterer Problemort etabliert wird, der derzeit nicht, jedenfalls aber nicht in dem Maße, wie der Oberhauser Bahnhof von Suchtproblemen betroffen ist.
- …aus einem Problemort (Oberhauser Bahnhof) ein Problemviertel gemacht wird.
